
Eine gewisse innere Zufriedenheit zeichnet sich trotzdem ab; schließlich ist doch angedacht, die 40Ah-Lithiums des Hausherrenrollers in den Chinakracher der Frau zu transplantieren und die entstehende Lücke im Chefroller durch die seit einer Woche bereiststehenden 70Ah-Zellen zu ersetzen. Und eine wesentliche Begründung für das Vorhaben war natürlich, dass die Bleier im Chinakracher demnächst sterben werden - versichert mit treuestem Augenaufschlag, begründet mit fachlichen Begriffen, die sich der technisch unbedarften Rollerfahrerin nicht erschließen, aber letztendlich doch vermitteln, dass die teure Beschaffung natürlich nur deswegen durchgeführt wird, damit der Chinakracher der Frau noch jahrelang treue Dienste verrichten wird, denn schließlich will man ja die Familienmitglieder zufrieden stellen. Eine nachträgliche Legitimation der Akkubeschaffung kommt da wie gerufen

Der perfekte Rollerbastler macht trotzdem nach Heimkehr vom alltäglichen Brötchenverdienen erst einmal eine Sichtprüfung am abgestorbenen Roller, er holt mit überlegendem Gesichtsausdruck sein Multimeter und weiteres Werkzeug, um den Batterietod nachzuweisen, er öffnet das Helmfach, um sich Zugang zu den Meßpunkten zu verschaffen, wirft einen fachmännisch wirkenden Blick hinein und sieht: überstehende Kabel bzw. vermeintlich fehlende Isolierung an einem Kabel zum Sicherungsautomaten. Das bedarf einer näheren Inaugenscheinnahme. Durch Wackeln am Kabel will der begnadete Bastelkönig überprüfen, dass die sichtbaren Schrauben tatsächlich die Klemmschrauben für die Kabel sind. Der Wackelversuch am Kabel mißlingt, denn prompt liegt das blanke Kabelende frei bzw. hängt das Kabel lose in der Luft.
Eine sofortige, qualifizierte Analyse der Situation ergibt folgende Rekonstruktion des Ausfalls:
- die Kabel sind am Sicherungsautomat wie in einer Lüsterklemme befestigt, ohne Kabelschuhe oder ähnliches. Ok, Qualitätsarbeit habe ich ja nicht erwartet
- so richtig fest kann das Kabel nicht gewesen sein, womit wir weiterhin beim Thema Qualitätsarbeit sind, die sich in diesem Fall natürlich nur auf Versäumnisse des Fertigungsvorgangs in China bezieht, nicht aber auf das routinemäßige Unterlassen jeglicher Sichtprüfungen und Inspektionsarbeiten durch den hauseigenen Cheftechniker
- durch das Beladen des Helmfachs wurde das Kabel dann soweit aus dem Sicherungsautomaten gezogen, dass der Kontakt einfach zu schlecht war, aber man es nicht auf Anhieb sehen konnte, womit wir dann bei dem Thema sind: wie belade ich eine begrenzte Menge Raum mit möglichst wenig Inhalt unter Inkaufnahme möglichst hoher Kollateralschäden("das habe ich nicht bemerkt"), wir kennen ähnliche Situationen vom Koffer(raum)packen vor dem Urlaub ...


Langer Rede kurzer Sinn: nach Festschrauben des einen kleinen Kabels läuft das Rollerchen wieder, wie es soll (trotz Bleier)und dem Hausherrn fehlt immer noch die nachträgliche Legitimation der fetten Akkubeschaffung (Fazit: ein kleines technisches Problem gelöst, das große Problem ist leider immer noch vorhanden), mal abgesehen mal von den potentiellen Folgen der Chauvisprüche
