Ja, Offenheit behindert den Wettbewerb, denn man kommt bei den Reichweitenangaben nie auf die Zahlen der Mitbewerber
Rechnen wir mal den E2GO nach mit Worst-Case-Rechnungen:
Rechenmethode a)
Bei unseren 2KW-Rollern haben wir im Forum mal Verbrauchswerte von ca. 4-6KWh auf 100km zusammengetragen. Der Kleine hat ca. 1KWh Batteriekapazität. Mit seinen 650W ist er etwas genügsamer, ich würde daher mit 4KWh oder weniger auf 100km rechnen, macht also 25km im unfairen Vergleich 2KW gegen 0.65KW. Allerdings vergleichen wir hier Äpfel mit Birnen bei der Motorisierung und von daher sollten mehr Kilometer drin sein.
Rechenmethode b)
Im schlimmsten Fall zieht der Roller die ganze Zeit 15A unter Volllast. Macht bei 20Ah Batteriekapazität unter Berücksichtigung von max. 80% empfohlener Entladung eine Fahrzeit von etwas über einer Stunde und auf gerader Strecke bei min. 40km/h Dauergeschwindigkeit eine Reichweite von ca. 40km oder etwas mehr. Ohne Sicherheitszuschlag für die Batterie kämen dann 50km raus.
Rechenmethode c)
Um 40km/h - 45km/h zu halten bei normalem Luftwiderstand, werden bei "normalen" Rollern ca. 800 Watt Leistung benötigt. Macht bei 80% Entladung der Batterie recht genau eine Stunde Fahrzeit, also 40km Reichweite, bei 100% Entladung ebenfalls ca. 50km. (
Hinweis 650W nominal macht in der Praxis ggf. deutlich mehr, mein Motor hat 600W nominal und wird bis auf 2.2KW hochgejubelt. Also bitte keine Hinweise nach dem Motto: wieso rechnest Du mit 800W, wo doch der Motor nur 650W hat).
Von daher würde ich von meiner Seite aus den vorgestellten Praxiswerten von 30-50km trauen, die klingen plausibel. Als Mofa 25km/h dürften nochmals 30-40% mehr Reichweite hinzu kommen.
Für die Prospektangabe könnte im Hinblick auf die Mitwerber also geschrieben werden: "Reichweite bis 100km"
Ein Ladegerät mit 10A ist schon eine ordentliche Hausnummer. Da sind die genannten Ladezeiten von 3 Stunden schon beinahe zu hoch gestapelt, dürfte aber bei Nutzung aller Ladephasen ungefähr hinkommen (meine Schätzung: 80-90% Ladung in den ersten knapp 2 Stunden /CC-Ladephase, der Rest in der 3. Stunde / CV-Ladephase). Ist also als Wert auch plausibel.
Motorleistung: 650W nominal klingt erst einmal nicht nach Bergziege, aber ich schätze mal, der wird vom Controller auch mal gerne mit mehr beaufschlagt. Dem entgegen steht ein Gesamtgewicht, dass ungefähr dem von 4 Bleiakkus 50Ah (C20) entspricht. Das wird sicherlich kein Fahrzeug für die Alpen sein, aber in den meisten Teilen Deutschlands sollte man damit zurecht kommen. Wo ein chinesicher Bleier mit ca. 1 - 1.5KW ausreicht, sollte also dieser Roller auch ausreichen.
Zwei Sitzplätze / Zuladung: Überschlagsmäßig 160KG Zuladung ist ok, die kleineren Chinakracher (1.5KW-Klasse) bieten da deutlich weniger.
Preis: klingt erst einmal nach viel. Aber da ich selbst einen recht problemlosen Taiwanesen fahre (Grundpreis zuletzt bei ca 2000€ mit miserablen Bleiakkus, zzgl. Lithiumakkus, zzgl. Balancer, also rund knapp 3000€ mit viel Selbstbau), dann noch einen 20km/h-Taiwanesen (Adly) für meinen Sohn aufbewahre und auch einen mich weniger in der Qualität begeisternden Chinesen im Fuhrpark habe, und ungefähr hochrechnen kann, was die Kombination aus Taiwanroller - Lithiumakkus - 10A-Lader - Gewährleistungsrücklage - Mehrwertsteuer etc. bedeutet, halte ich den Preis für vertretbar im Vergleich zu Chinaböllern.
Die Alternativen wären entweder eine Hausnummer kleiner (die großen Tante Paula Modelle), ein Elbike (wer denn Pedale am einsitzigen Bleimofa mag), oder ein chinesischer Bleier für deutlich weniger Geld, aber dafür mit potentiell verbauten Überraschungen.
Jetzt werden nur noch Käufer benötigt
