Red76 hat geschrieben: ↑Di 9. Sep 2025, 08:11
Gibt es da Erfahrungen, ab welcher Außentemperatur die nutzbare Kapazität sich merklich reduziert?
Hallo RED,
im Bereich 25-35°C liegt das Optimum der gespeicherten Energie im Lithium-Ionen-Akku.
Wenn die Akkus jetzt Morgens nur noch um 15°C liegen, kannst Du vielleicht schon merken, das die Kälte Einflüsse hat.
Der Effekt wird aber unter 10°C deutlich zunehmen und bei 5°C fehlen vielleicht 10% der maximal möglichen Performance.
Der durch die niedrigeren Temperaturen ansteigende Innenwiderstand der Akku-Zellen, wirkt sich auf zwei Arten aus, von denen Du die Eine bei Deinem Fahrzeug beeinflussen kannst. Kommen wir aber zunächst zum Unvermeidlichen:
Du merkst ja jetzt schon, dass ein sinkender Akkuladestand zu Einbußen an der Leistung führt. Das kommt durch die nachlassende Spannung.
Deine beiden Akkus mit Nennspannung 72 Volt (-> bei gut 50%) werden vollgeladen, bis das Ladegerät bei 84 Volt abschaltet und liegen dann (voll) im Ruhezustand so bei etwa 83 Volt. Sobald Du beschleunigst und dabei 100-150 Ampere aus dem Akku fließen, werden schon im Sommer kaum 80 Volt mehr von den vollen Akkus geliefert (also z. B. 3-4 Volt Spannungsabfall am inneren Widerstand der Batteriezellen bei starkem Stromfluss). Damit schaffst Du im Boost-Modus offenbar die 126 km/h. Mit weniger Akkuspannung aber entsprechend weniger.
Du musst darauf gefasst sein, dass sich solche maximal möglichen Werte nach unten entwickeln, wenn es kälter wird und die Elektro-Chemie in den Zellen der Akkus zäher/langsamer abläuft.
Da hast Du bei 5°C Akku-Temperatur vielleicht direkt schon 7 Volt Spannung weniger (statt 4V) , wenn Du den "Strom"-Hahn aufdrehst.
Und auch die entnehmbare Energie wird mit dem Spannungsabfall geringer, weil bei gleicher Amperstundenzahl die fließt, weniger Spannung draußen ankommt. Immerhin bleibt dieser durch die Kälte zusätzliche Energieverlust in den Akku-Zellen "hängen" und wärmt die etwas auf.
Jedenfalls wird der Effekt wohl sein, dass sich das Fahrzeug mit kalten Akkus z. B. bei 80% Akku-Stand bereits so anfühlt, wie sonst bei 60%.
Und der Verbrauch in Prozent je Kilometer geht rauf, weil der Motor mangelnde Spannung mit mehr an Strom ausgleicht, um die geforderte Geschwindigkeit (z. B. 90 km/h) halten zu können.
Die zweite Art der Auswirkung ist dann beim Laden:
Stehen die Akkus kalt in der Garage lädt das Ladegerät stur bis 84 Volt und schaltet dann ab. Das BMS zeigt dann auch 100% an. Aber weil der Strom nur so "zäh" durch die Akku-Zellen fließen konnte, ist tatsächlich weniger Energie "im Tank" gelandet, als durch den Anzeigewert 100% zu vermuten wäre. Der vollgeladene Akku hat nach Ruhezeit nicht mehr 83 Volt sondern nur noch 81 Volt.
Laden tiefer als 0°C sollte man ja ohnehin nicht mehr, um lokale Überspannung in den Zellen zu vermeiden. Aber auch bei 3°C geladen, können ggf. mehr als 10% an gespeicherter Energie fehlen, gegenüber sommerlichen 25°C.
Du fährst dann los mit 90% der Energiemennge und durch den vorher genannten Effekt ist auch der Energieverbrauch um 10% höher. Beides "knabbert" dann gleichzeitig an der Reichweite,
Wird der Akku im Winter zum Aufladen ins warme Haus geholt, kannst Du wenigstens diesen Anteil (die mangelnde Füllung) vermeiden.
Wenn ich hier Prozentwerte nenne, sind das grobe Beispiele, Wie sich der NIU-Akku genau verhält weiß ich nicht. Riskier also bei Kälte lieber kein Reichweitenexperiment auf Basis dieser Schätzahlen. Ein E-Motorrad mit leerem Akku zu schieben ist auch dann eine blöde Sache, wenn man im kalten Winter nicht so schnell ins Schwitzen gerät. Die Akkus der RQI sollen ja so schwer sein, dass man die auch nicht so ohne weiteres zur nächsten Bushaltestelle schleppt, um damit zum Ladegerät zu kommen.
Viele Grüße
Didi
__________________________________________________________________________________________________________________________Thunder-Fury100/ MASINI Sportivo S (2010, 2011, 2012) 5kW, Innoscooter EM6000L 5kW (2011), ZERO SR/F 17.3 (2023)