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Zelle defekt - weiterfahren?

Verfasst: Do 7. Jun 2012, 21:27
von rafi
Hallo zusammen,
bin seit gestern stolzer Besitzer eines SCP 4040 Bj. 2009 und neu hier im Forum
Habe mir heute mal die Mühe gemacht, die Einzelspannungen der Zellen zu messen.
Dabei musste ich feststellen, dass eine Zelle defekt zu sein scheint - 0V, während die anderen zwischen 3,36 und 3,87V lagen.
Da ich null Erfahrung mit Elektro-Rollern habe (bin bis jetzt Vespa PX200 Lusso Bj. 86 gefahren) hier die Frage, kann man mit einer defekten Zelle weiterfahren und wieder laden, oder sterben die anderen Zellen dann auch. Es sieht so als hätte der Roller kein BMS.
Ist es sinnvoll so ein Teil nachzurüsten? Die Solar-Mobil GmBH bietet eins zum Nachrüsten an - taugt das was?
Fragen über Fragen

Grüße aus Bayern

Re: Zelle defekt - weiterfahren?

Verfasst: Do 7. Jun 2012, 21:37
von dirk74
So nicht mehr weiterfahren. Die Zelle muss getauscht werden.
Die Lithium-Fahrer im Forum können dazu sicher kompetent Auskunft geben.

Re: Zelle defekt - weiterfahren?

Verfasst: Do 7. Jun 2012, 23:35
von Alfons Heck
rafi hat geschrieben:...eine Zelle defekt zu sein scheint - 0V, während die anderen zwischen 3,36 und 3,87V lagen.
...kann man mit einer defekten Zelle weiterfahren und wieder laden...Grüße aus Bayern
Klar---in Bayern gehen die Uhren anders...da kann man so weiter fahren.
Ansonsten eher weniger :twisted:
Die Messungen waren wohl direkt nach dem Laden. Und da sehen wir einen heftig "unbalancierten" Zellenverband. Wenn Du Dir die Accuzellen nicht komplett ruinieren möchtest ist erst mal Arbeit angesagt. Alle Zellen ausbauen und von Hand auf 2,5V entladen sowie die eine "0V-Zelle" entsorgen. Eine passende neue (oder gebrauchte) Zelle organisieren. Alle Zellen parallel schalten und auf 4,0V (oder etwas darunter) laden. Zellen wieder separieren. Einen Tag stehen lassen und jetzt die Leerlaufspannung messen. Es sollten etwa 3,34V je Zelle sein.
Jetzt darf der Nächste weiterschreiben.


Gruß
Alfons.

Re: Zelle defekt - weiterfahren?

Verfasst: Fr 8. Jun 2012, 07:28
von STW
Dann schreibe ich mal weiter.

Wie Alfons schon richtig schreibt: der Zellenpack ist nicht mehr balanciert, nach ein bis zwei Jahren ohne BMS sind die Zellen kräftig auseinander gelaufen und die ersten Todesfälle (i.d.R. wegen permanentem Überladen oder häufiger Tiefentladung) machen sich bemerkbar.
Auch wenn die Zelle auf 0 Volt und wahrscheinlich 0 Ohm ist und daher vermeintlich nicht stört: das Ladegerät geht von einer festen Anzahl intakter Zellen aus, was die eine Zelle nicht annimmt, wird den anderen als Spannung obendrauf gepackt und der nächhste Zellentod steht an. Also ist "Aktion" angesagt.

Erst einmal ein BMS oder Balancer, da gibt es verschiedene Lösungen. Dann wird noch eine Ersatzzelle benötigt. Und dann geht es mit der vorhandenen Ersatzzelle an das manuelle Balancieren aller Zellen. Das vorherige Entladen der Zellen auf 2.5V würde ich mir ersparen, lediglich ein paar Hundert Meter fahren, so dass alle Zellen bei 3.36-3.38V im Leerlauf liegen. Zum Balancieren gibt es zwei Vorgehensweisen, einmal jede Zelle einzeln mit einem Labornetzteil auf 4V pumpen oder aber die Dinger ausbauen, parallel schalten, und auf 4V hieven. Dabei bloß keinen Kurzschluß bauen, Schutzbrille, ggf. entsprechende Handschuhe sind Pflicht, Werkzeug soweit machbar mit Isolierband bekleben ..., auch teilentladene Zellen will man nicht aus Versehen kurzschließenn und daneben stehen.

Grundsätzlich sollte man sowieso alle Zellverbinder einmal abheben, alle Kontaktflächen reinigen und ggf. Unterlegscheiben Kupfer/Aluminiumverbund verbauen, um erneuter Korrosion vorzubeugen. Also Zellenpack zerlegen zum Balancieren ist schon sinnvoll.

Für den ganzen Akt kann man ein paar Tage einplanen, selbst mit einem kräftigen Labornetzteil wird das Balancieren seine Zeit benötigen, ggf. mehrere Tage. Also auf 4V laden und warten bis der Reststrom runtergeht auf ca. 1A. Zellen wieder einzeln hinstellen, einen Tag warten, die Spannung sollte dann zwischen 3.38 bis 3.6V eingependelt sein. Einzelne Ausreißer nach unten (unter 3.4V) nochmals mit dem Netzteil anfüttern.

Und dann wieder zusammenbauen, BMS anschließen, ..., fahren, Spannungen messen, ob noch alles ok ist, das Messen der Einzelspannungen in den ersten Tagen regelmäßig wiederholen, dann wochenweise, monatsweise, halbjährlich, ...

Das schöne ist ja, dass die Roller mit dem Argument "wartungsarm" verkauft werden :twisted:

Re: Zelle defekt - weiterfahren?

Verfasst: Fr 8. Jun 2012, 08:26
von Alfons Heck
STW hat geschrieben:Das schöne ist ja, dass die Roller mit dem Argument "wartungsarm" verkauft werden :twisted:
Was eben bedeutet: Man ist arm drann; bei der Wartung :shock:
Oder alternativ: Man wird arm ohne Wartung :roll:

Zumindest wenn man sie nicht machen kann :cry:


Gruß
Alfons.

Re: Zelle defekt - weiterfahren?

Verfasst: Fr 8. Jun 2012, 13:17
von rafi
Vielen Dank erstmal für die ausführlichen Antworten.
Also habe ich eine Bastelpackung erworben ;)
Gut mit der zusätzlichen Investition in ein BMS habe ich schon vor dem Kauf gerechnet.
Eine eventuell defekte Zelle nach 3 Jahren (wobei wenig gefahren wurde - 1500km) war innerlich auch einkalkuliert.
Aber ein Labornetzteil? Naja vielleicht kann ich mir das bei nem Kollegen ausleihen.
Dann werd ich mal in die Garage gehen und die Kiste zerlegen.

Gruß
rafi

Re: Zelle defekt - weiterfahren?

Verfasst: Fr 8. Jun 2012, 15:30
von STW
Naja, wenn kein Labornetzteil, dann irgendetwas anderes, was 4 Volt bei möglichst viel Ampere macht. Man will ja schließlich irgendwann fertig werden :mrgreen:

Re: Zelle defekt - weiterfahren?

Verfasst: Fr 8. Jun 2012, 15:57
von Joehannes
Labor-Netzteil klinkts zwar teuer, ist es aber nicht. Schau mal in die Bucht. Für 30-40 sollte man etwas finden.
Auch in der restlichen Erklärung gebe ich STW vollkommen Recht. Und wenn es mal gemacht wird stellt sich
Routine ein und man ist auf der sicheren Seite.

Ohne STW und Alfons wären wir hier sichtlich überfordert mit der Materie.

Re: Zelle defekt - weiterfahren?

Verfasst: Fr 8. Jun 2012, 20:06
von rafi
So alle Blöcke sind ausgebaut.
War gar nicht so schlimm. Alle Zellen sind exakt auf 3,35V.
Bis auf die defekte :cry: - 0V /0 Ohm

Re: Zelle defekt - weiterfahren?

Verfasst: Fr 8. Jun 2012, 20:37
von STW
Also neue Zelle ordern. Das von Dir gesehene BMS kann man verwenden, man darf bei dem nur nix verpolen, sonst ist es hinüber. Der Nachteil ist bei dem Ding, dass es erst recht spät einsetzt (mehr als 3.7V) und von daher muß man mal gegen das Ladegerät rechnen. Günstig wäre, wenn das Ladegerät knapp die Schwellenspannung aller Balancer erreichen würde.