BB64 hat geschrieben:
das steht in widerspruch zu der Bedienungsanleitung:
"Häufige Teilladungen der Batterien können ebenfalls
zu einem Ladekapazitätsverlust führen bzw. die Anzahl
der Ladezyklen der Batterien deutlich verringern."
Jaja, die Bedienungsanleitungen ..., die Aussage würde näherungsweise für NiCd-Akkus gelten, aber bei Blei nicht. Vorausgesetzt, dass das Ladegerät nicht ganz simpel gestrickt ist.
Ich versuche mal, den Ladevorgang für Bleiakkus darzustellen:
1. Geladen wird mit Konstantstrom bis zu einer Schwellenspannung von 14.x V pro Akku. Der genaue Wert ist temperaturabhängig, das Ladegerät müßte genau auf die Vorgaben des Akkuherstellers programmiert werden. Nun stellen wir leider fest, dass die Ladegeräte der Chinaböller keinen Temperaturfühler haben, wir werden hier also schon ein suboptimales Ladeverhalten haben.
2. Nach Erreichen des Schwellenspannung in Phase 1 geht es weiter mit Konstantspannungsladung, die Spannung liegt etwas tiefer und ist (richtig geraten!) abhängig von der Vorgabe des Akkuherstellers.
3. Dann sollte das Ladegerät irgendwann mal abschalten. Gerne läßt man es (nach Herstellervorgabe!) noch etwas weiter laufen, da durch die beginnende Gasung in den vielen Zellen eine Balancierung zwischen diesen einsetzt. Diese Gasung kostet jeweils etwas(!) Kapazität.
4. Einige Ladegeräte machen eine Erhaltungsladung, die gemäß (richtig geraten!) Herstellervorgabe des Akkus durchgeführt werden sollte, wenn überhaupt (ansonsten Gasung usw.)
Die Schwachpunkte des Verfahrens liegen auf der Hand:
a) Gasungsphasen (die gelegentlich aber notwendig sind und gar nicht so schlimm, weil das entstehende Knallgas durch entsprechende Katalysatoren weitgehend rekombiniert werden sollte)
b) mangelnder Abgleich des Ladegerätes auf die Akkus, Nichtbeachtung von Herstellerangaben
c) fehlende Temperaturkompensation (führt zu Überladung=Gasung oder "Unter"ladung=Sulfatierung)
An b) und c) kann man nicht viel ändern. Zwar sind teure programmierbare Ladegeräte erhältlich, aber genaue Datenblätter für die Chinaakkus dürften Mangelware sein.
Bei a) kann man eingreifen. Das Gasen tritt üblicherweise erst Ende der Ladephase 2 auf.
Nun hat man die Wahl zwischen zwei Übeln und einen Mittelweg:
1. Übel: ich lade frühestens nach 10km voll und handele mir Plattensulfatierung ein
2. Übel: ich lade auch schon nach 2km voll und handele mir Gasungsverluste ein
Mittelweg: nach längeren Fahrten lade ich ganz voll, nach kürzeren Fahrten breche ich den Ladevorgang ab. Hierbei sollte man feststellen, ob das Anspringen der grünen LED am Ladegerät das Ende der Ladephase 1 oder der Phase 2 signalisiert. Sollte sie das Ende der 1. Phase signalisieren, dann schaltet man nach kurzen Fahrten direkt nach Angehen der LED das Ladegerät ab. Wenn die LED mit Ende der Ladephase 2 einhergeht, dann muß man vorher den Stecker ziehen (Zeitschaltuhr). Faustformel: je 10km ungefähr 1Stunde für Ladephase 1 und 1-2 Stunden für Ladephase 2. Das sollte man mal nachmessen, ein Energieverbrauchsmeßgerät hilft dabei. Nachteil: nach kurze Fahrten ist nicht ganz vollgeladen, man hat keine/kaum Gasung, noch immer besteht Sulfatierungsgefahr, aber weniger als wenn man gar nicht nachladen würde.
Trotz aller Mühe wird man mit den Akkus nicht die 15-20TKm erreichen, die uns der Prospekt des Rollers suggeriert. 300 Vollzyklen mal 50km maximale Reichweite sind nicht drin. Und das hat folgende Gründe:
a) die Anzahl der Zyklen wurde im klimatisiertem Labor gemessen. Das Ladegerät war optimal, die Entladestromstärke weit (!!!!) von dem entfernt, was wir den Akkus im Roller zumuten.
b) im Labor werden nicht 4 Batterien in Serie, sondern einzelnd geprüft. Die 4 Akkus im Roller haben zusammen 24 Zellen. Die statistische Wahrscheinlichkeit, dass von denen eine kaputt geht, ist durchaus gegeben. Eine defekte Zelle bringt aber derart Unordnung in den Ladevorgang, dass sie alle Akkublöcke in den Tod reißt
c) Und außerdem: unser Roller steht gerne mal beim Einkaufen oder am Bahnhof ein paar Stunden teilentladen herum, wir fahren bei 0° ebenso wie bei 25°, ...
d) Laut den Datenblättern sind die Akkus auch dann noch ok, wenn sie nur noch 60% der ursprünglichen Kapazität haben
Wenn man unter Rollerbedingungen 60 Vollzyklen oder entsprechend mehr Teilzyklen schafft, ist das schon gut. Das sind dann 3000-5000km. Und danach ist ein neuer Akkusatz fällig.