Endlich Griffheizung

für die klassischen Schwedischen Schmuckstücke
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STW
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Endlich Griffheizung

Beitrag von STW »

Die Zeit kalter Finger im Winter dürfte jetzt vorbei sein, die RGNT hat eine Griffheizung verpasst bekommen. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass die schon länger zu Hause herumlag, und irgendwie fehlte Zeit und Anlass ...

Gut, den Anlass gab es vor ein paar Wochen, als ich mich mit der Maschine gemault hatte - ich war beim Anfahren auf regennasser Straße mit Schmierfilm natürlich als erster an der Ampel weggekommen, aber dann drehte das Hinterrad durch und ich lag da, auch als erster :D . Ich kein Kratzer, an der RGNT der Seitenständerschalter hinüber, Bremshebel schief, Lenker krumm.
Erfahrung 1: der ADAC ist telefonisch gut erreichbar und super organisiert. Allerdings ist die Anzahl der Abschleppfahrzeuge, die auch für Motorräder geeignet sind, begrenzt. Also in Absprache mit dem Schlepper die Abholung / Rücktransport nach Hause auf den nächsten Tag terminiert. Vor Ort den Ersatzteilbedarf ermittelt, damit die Bestellung wenigstens gleich raus kann.
Erfahrung 2: Jonas Brimse ist von RGNT weg. RGNT hat auch mal Betriebsferien. Es hat also doch ein paar Tage gedauert, bis unser Forumshändler die Teilebestellung erfolgreich bei RGNT loswerden konnte, und die Lieferung von RGNT an den Forumshändler kam wohl gerade noch vor dessen Betriebsferien an.
Erfahrung 3: Seitenständerschalter sind derzeit Mangelware, der war nicht dabei, dafür ein Joystick. Nun ist das diesmal kein Drama gewesen, weil in einer der ersten Lieferungen (direkt noch damals bei RGNT, ein Joystick wurde bestellt) ein Seitenständerschalter kostenfrei mitgeliefert wurde, der also noch bei mir überzählig war.

Es kam der originale Lenker von TRW/Lucas, gleiche KBA-Nummer. Verbau des Lenkers und des neuen Bremshebels ist unspektakulär, die Schilderung erspare ich mir hier.

Mehr "Spaß" machten die Heizgriffe: auf der linken Seite saß er zu lose, und auf der Gegenseite hat die Gasdrehgriffhülse wohl nicht die von Verbrennern bekannten Normmaße. Da der Heizgriff selbst um ein Kunststoffrohr herum "aufgebaut" war, konnte mit Materialabtragen dann irgendwann ein Zustand erreicht werden, bei dem er sich mit Schmierseife und Gewalt montieren ließ.
Jetzt noch die Kabel bis zum Sitz geführt, und mechanisch ist schon fast alles gelaufen.

Interessanter die Stromversorgung: so ein Heizgriff zieht auf höchster Stufe gerne mal 50W, so sagen es Dokumentation und die 4A-Sicherung in der Steuerungselektronik. Der Stromklau von einer der Sicherungen der RGNT scheidet daher schon mal aus, da gibt es keine Reserven.

Kurze Hochrechnung der vorhandenen Verbraucher ab Werk: Fahrlichtlicht locker 1.5A, mit Fernlicht dazu bis 3A. Rücklicht/Bremslicht 2A, Blinker und Kennzeichenbeleuchtung fast gar nichts, Hupe ca. 2A, Computer/Display vielleicht 2A, also irgendwas bei 10A Maximalverbrauch, aber wohl unter 4A ohne gerade betätigte Hupe / Bremse, ..., im "Friedenszustand" also Fahrlicht und Display/Computer.
Der DC/DC dürfte mindestens 100W, eher 150W aufwärts leisten, also 10A oder mehr. Wir bleiben bei lieber 10A in den Betrachtungen, die locker ausreichen für den Betrieb aller werksseitig verbauten Komponenten und das parallele Laden der 12V-Batterie. Darüber hinaus wäre eine möglicherweise nicht gutgehender Versuch fällig, nicht nur was den DC angeht, sondern auch der Leitungsverbindungen usw..
Damit ist klar: die Griffheizung wird an die 12V-Batterie genagelt, würde zwar auch bei voller Heizleistung locker vom DC-Konverter versorgt, und wenn mal höherer Strombedarf ist (Bremse / Hupen / Blinken), dann puffert die 12V-Batterie das ganz gut weg.

Da die 12V-Batterie wichtig ist für den Start des Mopeds (wie ich ja mühsam lernen mußte ...) und daher nicht versehentlich oder aus Sabotageschutzgründen weiterlaufen soll, muss eine Relaisschaltung her. Also: RGNT wird angeschaltet, Relais zieht an und gibt die Stromversorgung für die Heizgriffe frei, RGNT wird ausgeschaltet, Heizgriffe ebenso. So die Idee.
Durch Messungen stellte ich schnell fest, dass ein Abgriff für die Relaissteuerung an den Sicherungen nicht sonderlich weiterhilft: die stehen auch im Standby-Modus, also 45 Minuten nach dem Ausschalten, unter 12V. Eventuell auch während des Ladens, das habe ich schon nicht mehr nachgemessen. Erfahrungsgemäß wäre es nicht die klügste Idee einen 5Ah-Bleiakku für 45 Minuten mit 4A zu belasten ...

Also soll der Abgriff an der Rückleuchte oder Kennzeichenleuchte erfolgen. Kennzeichenleuchte hat einen Charme, da ich da auf Seiten der Leuchte jenseits vom RGNT-Kabelbaum einen Abgriff anbringen kann. Würde ich Murks bauen, dann müßte ich nur die Kabel oder gleich die ganze Kennzeichenleuchte tauschen.

Also KFz-Relais an der Halterung der 12V-Batterie montiert, alles verkabelt, hübsch gemacht, ausprobiert: alles geht. Sicherheitshalber ausschalten und nochmal einschalten: Kennzeichenleuchte und Rücklichtleuchte bleiben aus, damit auch die Griffheizung. Hardreset im Systemmenü: die Lampen leuchten wieder, bis zum nächsten Ausschalten.

Kurzes sinnieren, die werden doch nicht ....?, Relais betrachten, googeln: doch, es werden heutzutage immer noch KFz-Relais ohne Freilaufdiode verkauft, und dieses Relais hat keine. Für den Hersteller ist das eine Einsparung von einem Cent-Betrag. Ich hatte vor ein paar Jahren eine Diode benötigt, gehe an den Tresen eines Elektronikladens und sage: bitte eine 1N4148. Antwort: Eine kostet 1,50€, oder sie nehmen gleich 50 Stück, die kosten auch 1,50€.
Ziehen wir von den 1.50€ mal Mehrwertsteuer, Dauer des Beratungsgespräches, Aufwand Bestellung und Einlagerung, ..., ab, dann landen wir irgendwo bei max. 0.3 Cent Einkaufspreis pro Stück. Und selbst dieses Geld sparen sich manche Relaishersteller.
Gut, dass ich noch 49 von Dioden hattee, davon wurde eine weitere als Freilaufdiode geopfert, über die Relaisanschlüsse gelötet (ja, ist im Kfz-Bereich Pfusch, aber ich habe es trotzdem gemacht) und nun läuft es so wie es sein soll.
Erklärung: ohne Freilaufdiode gibt es halt einen Spannungsimpuls beim Ausschalten (Gegeninduktion), der gelangt zur VCU, dort machen die elektronischen Sicherungen dicht (gute Lösung), werden aber durch den Hard Reset wieder freigeschaltet. Also eine pfiffige Lösung seitens RGNT.

Noch fehlen die Langzeiterfahrungen, ich habe die Teile jetzt erstmal verbaut und werden die nächsten Tage mal testen, ob das alles so läuft, wie ich gedacht habe. Die Griffheizung ist "intelligent", würde die Batteriespannung auf 11.5V sinken, dann deaktiviert die sich. Somit könnte ich die Maschine immer noch starten, falls die Verbraucher die 12V-Batterie mehr belasten als der DC-Konverter liefern kann.
RGNT V2 ab 01/23 > 20000km
NIU NGT ab 06/20 Km-Stand > 36000km, nach Unfall verkauft in 5/23
Niu NPro seit 09/19 Km-Stand > 8000km - Verkauft in 10/22
Ahamani Swap Bj 2007 - 2.4KW - Vario - Km-Stand > 27.000km - 40AH Thundersky ab 11/08 - CALB 70AH seit 10/11 -Verschrottung 09/19

tsztsz
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Re: Endlich Griffheizung

Beitrag von tsztsz »

ich hab ja meine beheizten ixon Handschuhe für den Winter :D Werden auch von oben warm. Aber cooles Projekt.

STW
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Re: Endlich Griffheizung

Beitrag von STW »

Zeit für ein kleines Zwischenfazit.
Kurzform: ich bin begeistert.

Langform: jetzt ist ja gerade die Jahreszeit, in der es morgens gerne frisch ist. Heute waren es 9°, die Bodennebel über den Feldern im tiefstehenden Sonnenlicht ein wirklich schöner Anblick. Noch bin ich in der Sommerhandschuhsaison, denn die dicken Winterhandschuhe wären auf dem Rückweg, wo es denn dann um die 26° sind, schon leicht schweißtreibend. Wenn Handschuhe und Hände dann so riechen wie Schuhe und Füße ..., nein, will ich nicht. Und überhaupt, schon überwärmte Finger fühlen sich nicht gut an.
Also bin ich die letzten Tage morgens mit Sommerhandschuhen und Griffheizung auf kleinster Stufe, so an die 20W laut Beipackzettel, unterwegs. Genial. Die Patschehändchen werden sanft, beinahe unauffällig gewärmt, und damit sind die angenehmer zu tragenden Sommerhandschuhe wohl über einen längeren Zeitraum im Jahr tragbar.

Die Lösung ist sicherlich "anders" als beheizte Handschuhe. Die Griffheizung wärmt ja auf seiten der Heizflächen, geheizte Handschuhe eher auf der Seite der Handrücken, also da wo der Fahrwind so richtig für Erfrischung sorgen würde. Nun frieren bei mir immer nur die Finger im Winter, nicht der Handrücken, und von daher ist die Griffheizung da eine ausreichende Lösung. Der Vorteil ist die Flexibilität - ich muss keine dünnen oder dicken Handschuhe zum Wechseln mitschleppen, keine Akkus für die Heizung laden, und bin flexibel.
Der finanzielle Aufwand hält sich in Grenzen, mit allem Zubehör (Relais, Kabel, Kleinteile) kann man das mit einer zwei- bis dreistelligen Summe bezahlen. Der Zeitaufwand für den Verbau ist deutlich gegeben, am meisten Zeit hat mich die Anpassung des rechten Griffes gekostet, und dann die Messungen / Planungen der Anschlüsse usw., hier waren kleinere Denksportaufgaben zu lösen.
Sofern alle Teile gleich passend wären und ein Schaltplan schon fertig vorhanden wäre, dann wäre das locker in 1 Stunde einbaubar.

Bevor die Frage zum Mehrverbrauch kommt: bislang nicht feststellbar, nur in der Theorie:
Für den Fahrbetrieb rechne ich rund 6KWh auf 100km, also 60Wh auf den Kilometer. Eine Stunde Betrieb der Griffheizung auf höchster Stufe wären rund 50Wh, ist also der "Gegenwert" von weniger als einem Kilometer Reichweite. Was, gemessen an der Reichweite von ca. 150km, deutlich weniger als 1% der Reichweite wären.
Da die Heizung nicht jede Fahrt an ist, im Moment auf kleinster Stufe genutzt wird, ist das also eher im Bereich < 0,2% zu sehen. Fünf Minuten Gegenwind machen mehr aus am Verbrauch.
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