STW hat geschrieben: ↑Mo 16. Jun 2025, 09:06
Wenn es von der Lampenfassung abhängt, dass die Stromkreise 72V/12V sauber getrennt sind, dann ist wohl doch entweder gemeinsame Masse oder gemeinsames Plus geschaltet ...
Die 12V/72V Stromkreise sind in der Regel nicht getrennt. "In der Regel" gibt es irgendwo einen gemeinsamen "Massepunkt", quasi einen definierten GND-Level. Das Problem ist noch viel komplexer als es auf den ersten Blick aussieht.
Abgesehen von der nicht Tüv-konformen Ausführung, gab es bei @Dominik nun strenggenommen 2 "Massepunkte" im System. Fließen nun irgendwo hohe Ströme, und entstehen Spannungsabfälle (was ja normal ist), könnte sich unter Umständen der "Strom" einen Weg mit weniger Widerstand suchen. Ob dieser Weg den nötigen Querschnitt hat oder was für Auswirkungen das hat/hätte, lässt sich nicht genau vorhersagen. Dieser Fall ist bei der ursprünglichen Konstruktion nicht vorgesehen, also nicht geprüft.
Bei @Dominik war es keine Absicht GND auf das Chassis zu legen. Es kann aber sein dass es bei der Jawa das mit Absicht gemacht wurde weil originale Komponenten weiterverwendet werden sollen, die klassisch eben mit GND am Chassis konstruiert sind. In so einem Falle muss der Esum-Krams angepasst werden. Mindestens ein potenzialfreier DC-DC ist erforderlich. Bei Schaltern, Armaturen wird es kritisch, da muss man sehen welche Auswirkungen es laut Schaltplan hat. Man muss dann trotzdem "den Rest" vom "Lichtnetz" trennen/isolieren. Dinge wie z.B. Highbrake müssen zwingend isoliert realisiert werden.
Naja, und dann möchte der Tüv danach 100% sicher eine neue (unbezahlbare) EMV-Prüfung sehen. Da wird sich dann rausstellen ob die Theorie passt.
Auf jeden Fall greifen bei einem nicht potenzialfreien Chassis andere Vorschriften (wenn es denn überhaupt zulässig ist).
Spätestens wenn ein Ladegerät angeschlossen wird, kommt dort das Thema Erdung-oder-nicht wieder ins Spiel.
Deshalb wunderte ich mich, als ich hörte "12V Masse am Chassis" und "Umbau von prof. Firma". Das passt für mich nicht zusammen. Allein die Erforderlichen (Tüv-)Unterlagen für die Komponenten zusammenzubringen dürfte bei der Kreativität der Chinesen unmöglich sein.
Technisch muss man sich bei jedem angeschlossenen Bauteil ansehen ob die nötige Isolation und Durchschlagfestigkeit gegeben ist und ob was im Kabelbaum bzw. im Schaltplan geändert werden muss. Dummerweise sind nämlich alle Komponenten in einem China Roller für Floating Ground vorgesehen.
Also wird vermutlich jeder fähige Tüvprüfer einfach "nope" sagen (müssen).
Wie gesagt, komplexes Thema. Trotzdem war das nur der Anfang. Das soll auch kein Bashing sein, nur die Problematik aufzeigen, damit niemand auf so eine Idee für sein eigenes Fahrzeug kommt. Man könnte so ja ein paar Meter Kabel bei einem Umbau sparen.
Die Chinesen hatten Jahre Zeit diese "China-Standards" zu schaffen und weitestgehend austauschbare Komponenten zu entwickeln. Es ist ja nicht alles pauschal Mist was aus China kommt. Die sind in der Lage sich schnell zu adaptieren und günstige Massenfertigung zu realisieren. Da ist dann kein Bauteil zuviel verbaut, jede Komponente nur so haltbar wie nötig.
P.S.: sorry wenn ich immer Roller sage, das ist für mich der Oberbegriff für chinesische Elektrofahrzeuge.